Erich-Dieter Krause
Asiatische Lexik im Esperanto
Resumo
Azia Leksiko en Esperanto
La morfemaro de Esperanto preskaŭ senescepte deriviĝas de hind-ĝermanaj lingvoj, precipe de romanidaj, ĝermanaj kaj slavaj. Transpreno de azia- aŭ afrikalingvaj leksemoj en Esperanton apenaŭ okazis, kaj se jes ĝi okazis, temis pri vortoj, kiuj antaŭe jam estis enirintaj la vortaron de la eŭropaj lingvoj, kiel ekzemple gejŝo, ikebano, fezo aŭ konfucianismo. Anstataŭe la postmilita Esperanto trairis iagradan francisman epokon kaj poste, sub la mondvasta dominado de la angla, la angla lingvo ekhavis kaj ankoraŭ havas influon impetan al Esperanto. Sed la amaso de la homaro vivas en la ne-eŭropa mondo. Gravaj lingvoj kiaj la ĉina, la hindia, urdua, japana, tagaloga, indonezia, araba, svahila, haŭsa kaj pluregaj aliaj estas uzataj de parolantaro, kiu egalas al preskaŭ naŭ dekonoj de la tergloba homaro. Sole tiu ĉi fakto devigas la planlingvistojn averti, ke estas plej urĝa tempo por sin turni al la demando de pli-kaj-plia transpreno de leksiko el aziaj kaj afrikaj lingvoj en la vort-trezoron de la Internacia Lingvo, de etnospecifaj vortoj, kuj reflektas ĉiutagaĵojn, la materialan kaj spiritan kulturojn de tiuj landoj, ties apartajn flaŭrojn kaj faŭnojn, specifajn trajtojn el (por la eŭropanoj) fremdaj religioj ks. La ellaboritaj grand-vortaroj, aperintaj en la lastaj dudek jaroj en Azio jam enhavas aregon da leksemoj devenantaj de aziaj lingvoj. Tiujn la artikolo sistemigas kaj kategoriigas.
Summary
Asian loan words in Esperanto
Nearly all Esperanto morphemes are derived from Indo-European languages, primarily Romance (75%), Germanic (20%) and Slavic (5%). Borrowing of lexemes from Asian or African languages has rarely occurred, and in most cases has been limited to those already present in European national languages, for example gejŝo (geisha), ikebano (ikebana), fezo (fez) or konfucianismo (Confucianism). In the post-war period French and, more recently, English have dominated the process of neologism formation. However, the decreasing proportion of Europeans in the global population and the continued expansion of major languages such as Chinese, Hindi, Japanese, Tagalog, Indonesian, Arabic, Swahili, Hausa and others make it increasingly imperative to adopt ethnospecific words from these languages, loans that reflect local and regional material and spiritual cultures and natural ecology. Large Asian Esperanto dictionaries already contain many such words, which are categorized and systematized in the present German-language article.
Als Esperanto im Jahre 1887 unter der Bezeichnung Lingvo Internacia veröffentlicht wurde, war seinem Autor, L. L. Zamenhof, ganz sicherlich bewusst, dass mit dem Epitheton internacia wohl in erster Linie der europäische und amerikanische Sprachraum gemeint sein musste. Man kann davon ausgehen, dass Zamenhof sein Sprachprojekt vorrangig unter dem Blickwinkel verfasste, die Kommunikation innerhalb der Sprecher indogermanischer Sprachen zu vereinfachen. Diese These wird allein schon dadurch gestützt, dass der Morphembestand des Esperanto nach Pierre JANTON zu 75% romanischen, zu 20% germanischen und zu 5% meist slawischen und/oder anderen Ursprungs ist, wobei D.B. GREGOR darüber hinausgehend ermittelte, dass das Esperanto-Wortgut potentiell erkennbar sei zu 80% für Sprecher romanischer, zu 63% für Sprecher germanischer und zu 27% für Sprecher slawischer Sprachen.
Dies macht deutlich: das Esperanto bevorzugt eindeutig die Sprachen der oben genannten Sprachräume und, wohl nicht zu Unrecht, führen Linguisten, besonders außerhalb des Esperanto-Milieus, ins Feld, dass eine internationale [Plan-] Sprache natürlich, wenn schon nicht die grammatischen Strukturen, so doch die Lexik außereuropäischer Sprachen in sich aufnehmen müsse, um den Anspruch erheben zu können «international» zu sein.
Im Laufe der nun fast 115-jährigen Existenz des Esperanto hat man dieser Frage lange Zeit keine Aufmerksamkeit geschenkt, dieser berechtigten Kritik kaum Bedeutung beigemessen. Eine Lexikübernahme aus asiatischen oder afrikanischen Sprachen erfolgte nicht oder nur in dem Maße wie einzelne Lexeme auch in europäischen Sprachen heimisch oder wenigstens relativ bekannt wurden. Beispiele dafür sind gejŝo (Geisha [japanische Gesellschafterin in Teehäusern]), ikebano (Ikebana [japanische Blumensteckkunst]), fezo (Fes [eine orientalische Kopfbedeckung]) oder konfucianismo (Konfuzianismus [ethisch-philosophische und z. T. religiöse Lehre des chinesischen Philosophen Kong Fu-zi]).
Statt dessen erlebte das Esperanto in der Nachkriegszeit zunächst eine französisierende Epoche (sicherlich unter dem Einfluß des französischen Lexikologen Gaston WARINGHIEN und seinem normierend wirkenden Plena Ilustrita Vortaro de Esperanto , Paris 1970) und danach unter der weltweiten Dominanz des Englischen einen noch nicht völlig abzuschätzenden impact der englischen Sprache.
Es kann hier nicht diesen zuletzt genannten Phänomenen nachgegangen werden, weil das Anliegen dieses Beitrags ein anderes ist. Dennoch kann so viel dazu gesagt werden -- und dies ist eine erfreuliche Erkenntnis -- dass das Esperanto mit Mitteln der Eigensprachlichkeit gegenzusteuern versucht. Als Beispiele seien hier fachsprachliche Termini aus dem Computerbereich genannt, wo man im Esperanto (im Gegensatz zum Deutschen!) vorzugsweise mit Lehnübersetzungen operiert: eliru-klavo (Exit Key), retroklavo (Backspace Key), klavoduo (Tastenkombination, gleichzeitige Betätigung von zwei Tasten z.B. Alt + F8).
Nach einer gemeinsamen Erhebung des Europarats und des Statistischen Amtes der EU lebten 1997 (letztverfügbarer Stand) in 46 europäischen Ländern (inkl. Russland, Türkei, Armenien, Aserbaidschan, Georgien) 810 Mio Menschen. Dies entspricht einem Anteil an der Weltbevölkerung von ca. 14%. Zum Anstieg der Weltbevölkerung um 80 Mio Menschen 1997 im Vergleich zu 1996 trug Europa nur mit gut 1 Mio (1,1%) bei. Der Bevölkerungszuwachs innerhalb der EU verringerte sich gar gegenüber 1996 von 1 Mio auf 850.000.
Selbst wenn man zu den oben erwähnten 14% Europäern die englisch, französisch, spanisch und portugiesisch sprechende Bevölkerung Nord- und Südamerikas hinzurechnet, lebt doch die Masse der Weltbevölkerung in Erdteilen, in denen nicht-europäische Sprachen vorherrschen (Chinesisch, Hindi, Urdu, Japanisch, Filipino, Bahasa Indonesia, Arabisch, Swahili, Hausa u.a.). Untersuchungen der UNO, die 1998 veröffentlicht wurden, prognostizierten einen Anstieg der Weltbevölkerung auf 9,4 Mrd. im Jahr 2020 und bemerkt dazu, Europa werde der einzige Kontinent sein, in dem Bevölkerung abnimmt und zwar auf 595 Mio im Jahr 2150.
Allein aus diesen Fakten erwächst die unbedingte Notwendigkeit, nunmehr sich endlich, und zwar in einer Atmosphäre positiver Aufgeschlossenheit, dem Problem der Übernahme von Lexik aus den nicht-europäischen Sprachen ins Esperanto zuzuwenden und sich abzukehren von eurozentristischen Denkmodellen.
Der Boden dafür scheint gerade jetzt günstig zu sein, da die Universala Esperanto-Asocio vermehrt Anstrengungen unternimmt, Esperanto auch außerhalb der traditionellen außereuropäischen Zentren China, Japan und Brasilien, über Förderprogramme zu weiteren stabilen Zentren in Übersee zu verhelfen.
In der Tat scheinen diese Bemühungen in einigen überseeischen Ländern, die bisher ein weißer Fleck auf der Landkarte der weltweiten Esperanto-Bewegung waren, sichtbare Früchte zu tragen. So ist es gelungen, insbesondere dank des UEA-Fonds Fondaĵo Afriko und der Aktion Agado Espero en Afriko ("Hoffnung in Afrika"), z. B. in Togo ein stabile Esperanto-Bewegung aufzubauen, die heute sogar einen Vertreter im Vorstand der Welt-Esperanto-Organisation, Gbeglo KOFFI, stellt. In Benin und der Demokratischen Republik Kongo sind neue Esperanto-Zentren entstanden. Im Juli 2000 fand in Antananarivo der 1. Nationale Esperanto-Kongress Madagaskars statt.
Wenden wir nun den Blick nach Asien. Sowohl die chinesische wie auch die japanische Esperanto-Bewegung kann auf eine lange Tradition verweisen. Auf den Esperanto-Weltkongressen ist seit Jahren das japanische Teilnehmerkontingent ausgesprochen hoch, während des letztjährigen Kongresses in Tel Aviv/Israel (Juli 2000) nahmen die japanischen Esperantisten sogar Platz 1 ein.
Radio Peking strahlt regelmäßig Programme in Esperanto aus, die repräsentative Esperanto-Zeitschrift El Popola Ĉinio erscheint ununterbrochen seit 50 Jahren in Peking.
Die Republik Korea ist gleichermaßen ein festes Standbein für Esperanto in Ostasien. Auch Vietnam meldet sich, seit den 90er Jahren, mit Aktivitäten in der Esperanto-Arena zurück.
Bemerkenswert ist, dass in den drei erstgenannten Ländern, VR China, Japan und Korea-Süd, in den letzten Jahren ausgesprochen hervorragende lexikographische Arbeit geleistet worden ist: Große bilinguale Esperanto-Wörterbücher aus der Feder von ZHANG Hong-fan (Esperanto-Ĉina Vortaro, Peking 1987), MIYAMOTO Masao (Japana-Esperanto Vortaro, Tokio 1982) und Hajpin LI (Esperanto-Korea Vortaro, Söul 1983).
Dass lexikographische Aktivitäten in Ostasien weiterhin fortgesetzt werden, beweist die Mitte 2000 durch die Esperanto-Gesellschaft Osaka (Japan) verbreitete Mitteilung, dass noch im gleichen Jahr der erste Teil des Wörterbuchs Vortareto de Kombineblaj Vortoj von MATUBARA Hatirô erscheinen wird.
Unbedingt erwähnt werden muss hier die bereits 1964 in Osaka erschienene esperantosprachige Publikation Enciklopedieto Japana von T. NAKAMURA, die, im Grunde genommen, den Anstoß dazu gab, sich näher mit der Frage der Übernahme asiatischer Lexik ins Esperanto zu beschäftigen.
Denn NAKAMURA bemerkt u. a. im Vorwort zu seiner «Kleinen Japanischen Enzyklopädie» [dt. für Enciklopedieto Japana]:
La vortmaterialo de Esperanto estas formita el la eŭropaj vivmanieroj kaj kutimoj, kiuj ne tiom diferencas de unu lando al aliaj, kiom ili, ekzemple, diferencas de la japanaj. Tial, por mia tasko, mi difinis la principajn ĉefliniojn: la enciklopedieto entenu certan nombron da esprimoj, kiuj ripete postulus al ni apartan prinotadon aŭ glosaron en _iu okazo de verkado pri japanaj aferoj, aŭ tradukado el la japana literaturo. La enciklopedieto enhavu, nome:
1) vortojn, kiuj prezentas diversajn facetojn de la japana historio kaj kulturo, aŭ rivelas la faldojn de la japana vivo;
2) vortojn, kiuj specife indikas japanajn vivnecesaĵojn, rilate al la vestoj, nutraĵo kaj loĝejo;
3) nomojn botanikajn kaj zoologiajn, el kiuj ne ĉiuj estas ekskluzive japanaj, sed ĉiu havas ion menciindan el la japana vidpunkto.
Die deutsche Übersetzung des vorgenannten Zitats lautet:
Das Wortmaterial des Esperanto deckt europäische Lebensweisen und Gebräuche ab, die dort von Land zu Land nicht in dem Maße differieren wie sie zum Beispiel von den in Japan üblichen differieren. Aus diesem Grund stellte ich mir die Aufgabe, zunächst einige Grundprinzipien zu definieren: die Kleine Enzyklopädie sollte eine gewisse Anzahl solcher Ausdrücke enthalten, die im Falle der Berichterstattung über Japan oder bei Übersetzungen aus der japanischen Literatur ständig und immer wieder besonders erläutert oder in einem Glossar genannt werden müssten, nämlich:
1) Wörter, die verschiedene Facetten der japanischen Geschichte und Kultur präsentieren oder die typischen Eigenheiten des japanischen Lebens enthüllen;
2) Wörter, die auf spezifisch japanische Lebensbedürfnisse hinweisen und sich auf Kleidung, Nahrung und Wohnung beziehen;
3) botanische und zoologische Namen, von denen nicht alle ausgesprochen japanisch sind, die aber dennoch unter japanischem Blickwinkel irgendwelche Besonderheiten aufweisen.
In der Sprachwissenschaft ist eine Tatsache ganz sicherlich unumstritten, nämlich, dass Sprachen historisch gewachsen sind und dass sie sich mit ihrem Träger, der Sprachgemeinschaft, wandeln. Sie unterliegen somit sozialen, ethnischen und politischen Einflüssen.
Diesem Sprachwandel unterliegt zwangsläufig auch das Esperanto, denn würde eine geplante Sprache sich demselben zu widersetzen versuchen, wäre ihr Fiasko absehbar. Aus diesem Grunde sind Bemühungen von Puristen innerhalb der Esperanto-Bewegung, die ständig Tiraden gegen die sogenannten neologismoj starten, eher hemmend als förderlich für die Adaptabilität des Esperanto und mithin für eine gegenwartsbezogene Ausdrucksfähigkeit.
Ebenso gefährlich ist eine Haltung, die sich darin ausdrückt, dass man den lexikalischen Bestand des Esperanto «nicht mit außereuropäischem Wortgut überfrachten» möchte. Der Wortbestand des Esperanto und das ausgeklügelte Affixsystem reichten aus, zusammen mit einer maßvollen Neologismus-Strategie (am besten sollten die Neologismen lediglich Internationalismen sein), um «alles im Esperanto ausdrücken zu können» wie es immer so schön primitiv heißt.
Wir hingegen unterstreichen die These, wonach der Wortbestand einer Sprache in gewisser Weise als Gradmesser ihrer Annäherung an die Wirklichkeit betrachtet werden kann und somit zugleich ein Ausweis des in ihr erschlossenen Teils der Welt ist.
Das Esperanto des 21. Jahrhunderts muss, was die Lexik betrifft, ganz ähnliche Wege gehen wie die Nationalsprachen: nicht nur die Flut technischer und wissenschaftlicher Innovationen muss bezeichnet und eingeordnet werden, sondern die weltweite Sprechergemeinschaft des Esperanto muss sich der Tatsache gewahr werden, dass die vielfältigen Kontakte auf ökonomischem, politischem und kulturellem, aber ebenso auf technisch-wissenschaftlichem wie auch auf sportlichem und touristischem Gebiet zu weitreichenden Beeinflussungen vor allem in der Lexik führen.
Hinzu kommt, dass in dem Maße, wie Esperanto-Sprechergemeinschaften außerhalb Europas umfangreicher werden, Landesverbände in Asien und Afrika erstarken, ein erhöhter Anspruch darauf besteht, auch Landestypisches (wie in NAKAMURAs 3-Punkte-Programm aufgeführt) eindeutig und unverwechselbar in Esperanto bezeichnen zu können.
Dass im Falle des Chinesischen, zufolge der Monosyllabiltät seiner Lexeme, gewisse Barrieren bestehen, wird allgemein eingesehen, auch in China selbst. Polysyllabische Lexik, wie sie in den meisten Sprachen Asiens und Afrikas üblich ist, hingegen bietet gleiche Chancen und gleiche Rechte für Entlehnungen in die Esperanto-Lexik wie etwa das Englische oder Französische als Quellensprache für eine Internacia Lingvo, als welche ja auch die sogenannten Fundamentalistoj ihre Verda Lingvo immer wieder bezeichnen.
Unseres Erachtens ist es unumgänglich, dass das Esperanto in seinem Wortschatz viel mehr lexikalisches Material aus Nationalsprachen übernehmen muss, um ein adäquates Pendant zu den Ethnosprachen zu sein.
Betrachten wir jetzt einmal die sich anbietenden Möglichkeiten der Inkorporation fremden Wortguts ins Esperanto:
(1) Internationalismen: Sie treten in starkem Maße im Esperanto auf und bilden, berechtigterweise, die umfangreichste Kategorie innerhalb der Neologismen. Häufig treffen wir auf solche Bildungen in den fachsprachlichen Bereichen. Meist sind sie, unter Anpassung an das sehr flexible Affix- und Wortbildungssystem sowie an die phonologischen Besonderheiten des Esperanto, aus griechischen oder lateinischen Morphemen entstanden, wie z. B. antigeno (Antigen), kortekso (Großhirnrinde, <Fachspr> Cortex), pentateŭko (Pentateuch: die fünf Bücher Mose im Alten Testament), paleolitiko (Paläolithikum, Altsteinzeit).
Internationalismen erfüllen auch im Esperanto terminologische Funktionen oder sie sind auch hier Terminoide: kontakt-insekticidoj (Kontaktinsektizide), polaroida kamero (od kurz polaroido) (Polaroidkamera).
(2) Bezeichnungsexotismen : Hierher gehören insbesondere die Bezeichnungen für Währungseinheiten, z. B. dalaso (Dalasi [Währungseinheit in Gambia]), kino und toeo (Kina und Toea [Währungseinheiten in Papua-Neuguinea]; kjato und pjaso (Kyat und Pya[s] [Währungseinheiten in Myanmar]), najro (Naira [Währungseinheit in Nigeria]), paango und senito (Pa'anga und Seniti [Währungseinheiten in Tonga]), patako (Pataca [Währungseinheit in Macau]), ringito (Ringgit [Währungseinheit in Malaysia]), tako (Taka [Währungseinheit in Bangladesh]), tugriko und mongo (Tugrik und Mongo [Währungseinheiten in der Mongolei]).
Des Weiteren gehören hierher: toreadoro (Toreador od Torero, Stierkämpfer), samurajo (Samurai: Angehöriger des altjapanischen Kriegeradels), samumo (Samum: Sandsturm in den Wüsten Nordafrikas u. Arabiens, i.w.S. Wüstensturm).
Es handelt sich hier um (auch im Esperanto) Fremdwörter, die nur zur Bezeichnung von Begriffen des Landes verwendet werden, aus dem sie stammen. Diese Kategorie wird im Esperanto noch wesentlich erweitert werden müssen, um eben die große Skala landestypischer Dinge exakt bezeichnen zu können. Hierher gehören auch die vielen Fremdwörter aus dem kulinarischen Bereich, wie z. B. das chinesische dabingo ([chinesischer] Brotfladen) oder huntuno ([chinesische] Mehlklöße mit Fleischfüllung) sowie das japanische sukijako (Sukiyaki: ein japanisches Pfannengericht mit Fleischstückchen, Gemüse, Soja und Zucker) oder misoo (Miso: in der japanischen Küche weit verbreitete, aus der Sojabohne über mehrere Fermentierungsprozesse gewonnene Sojapaste).
(3) Lehnübersetzungen : Lehnübersetzungen sind Morphem-für-Morphem-Entsprechungen /häufig aus dem Englischen deriviert/: malvarma milito (kalter Krieg < cold war), Komuna Eŭropa Merkato (Gemeinsamer Europäischer Markt < Common European Market), pinta kunveno (Gipfeltreffen < summit meeting), ranhomo (Froschmann [Taucher] < frogman).
In diese Kategorie fallen die auch schon weiter vorn angeführten Esperanto-Lehnübersetzungen aus dem Computerbereich.
(4) Anpassung an das orthophonetische Schriftsystem: Insbesondere bei der Übernahme von Namen aus den Nationalsprachen wird darauf zu achten sein, dass diese dem orthophonetischen Schriftsystem des Esperanto angepasst sind. Gerade in den fachsprachlichen Bereichen findet man, wie in den Ethnosprachen auch, im Esperanto ebenfalls Namen großer Entdecker und Erfinder als Bezeichnungen oder Bestandteil von Bezeichnungen. Beispiele: rentgeno (Röntgen[einheit]) mit dem Quasi-Präfix rentgen-, z.B. in rentgen-radioj , <Fachspr> auch X-radioj (Röntgenstrahlen), omo (Ohm [Einheit des elektr. Widerstands]) mit ommetro (Ohmmeter, Widerstandsmesser), paskalo (Pascal [Einheit des Drucks]), pasteŭrizi (pasteurisieren) und pasteŭrizado (Pasteurisation od. Pasteurisierung), Turner-sindromo (Turner-Syndrom, auch Morgagni-Turner-Albright-Syndrom od Ovarialgenesie).
Außer Personennamen sind auch Länder-, Landschafts- und Ortsnamen in entsprechend adaptierter Form im Esperanto vertreten, bislang jedoch mit deutlichem Übergewicht auf dem Europa-Bereich. Aber auch hier sind Ansätze zu erkennen (und dies schlägt sich durchaus in den großen neueren bilingualen Wörterbüchern zum Esperanto nieder), dass der asiatische Bereich mehr und mehr Beachtung erfährt. Hier einige Beispiele lexikographisch bereits verzeichneter geographischer asiatischer Namen: Amritsaro (Amritsar [indische Stadt in Pandschab, heilige Stadt der Sikhs]), Bandar-Sri-Begavano (Bandar Seri Begawan [Hauptstadt von Brunei]) [die im Supplement zum PIV unter dem Stichwort Brunej/o genannte Form Bandar-Se ri-Begavano ist unrichtig, da es sich hier um ein sogenanntes «Pepet» (ein nicht betonbares, gelispeltes e handelt), das bei einer wie im PIV genannten Form eben gerade den Akzent trüge. Im Übrigen vergleiche man dazu die Analogbildung Srilanko.], Banda Maro (Bandasee [Seegebiet der Molukken in Ostindonesien]), Ĉeljuskina Kabo (Kap Tscheljuskin, auch Nordostkap [nördlichster Punkt des asiatischen Festlands], Ĉomolungmo (Tschomolungma [einheimische (tibetische) Benennung des Mount Everest im Himalaja], Denpasaro (Denpasar [Hauptstadt der Insel Bali], Edo (Edo [alter Name von Tokio, früher Residenz und Verwaltungszentrum der Shogune]), Jezo (Yezo od Jesso [alter Name für Hokkaido, nördlichste der japanischen Hauptinseln]), Nanga-Parbato (Nanga Parbat [Gipfel im Himalaja]), Naŭro (Nauru [Inselstaat in Mikronesien]), Niaso (Nias [indonesische Insel im Indischen Ozean, der Westküste Sumatras vorgelagert]), Palaŭo od Palaŭa Insularo (Palau [Staat auf einer Inselgruppe im Westen der Karolinen]), Papeto (Papeete [Hauptstadt von Französisch-Polynesien, auf Tahiti]), Peŝavaro (Peshawar [Stadt in N-Pakistan]), Punako (Punakha: ehem. Hauptstadt und Winterresidenz des Himalaja-Staates Bhutan), Ravalpindo (Rawalpindi: bis 1966 Hauptstadt von Pakistan), Seramo (Seram, in Europa auch Ceram genannt: eine Insel der Molukken/Indonesien), Tokelaŭ-Insuloj (Tokelauinseln: eine Inselgruppe im Pazifik), Toku·imo (Tukushima: japanische Hafenstadt auf Shikoku), Tonlesapo (Tonlesap: ein Binnensee in Kambodscha), Zamboango (Zamboanga [Hafenstadt auf Mindanao/Philippinen]) u. a.
Das 1999 in Hamburg erschienene «Große Wörterbuch Esperanto-Deutsch», aber auch schon die bereits 1988 und in einer zweiten Auflage 1991 veröffentlichte Publikation von André CHERPILLOD «NePIVaj Vortoj» erfassen eine große Anzahl außereuropäischer Namen. Es bleibt nur zu wünschen, dass die überarbeitete Auflage des «Plena Ilustrita Vortaro», das sich seit Jahren in Bearbeitung befindet, diese Vorarbeiten nicht ignoriert, sondern sie entsprechend in das Korpus einfließen lässt.
Abschließend soll auf die von NAKAMURA genannten 3 Kriterien etwas näher eingegangen werden:
(Zu 1) Es ist in der Tat unumgänglich, dass sich die Lexikologie und Lexikographie des Esperanto intensiver der Historie und der geistig-materiellen Kultur außereuropäischer Länder zuwendet. Hier besteht noch viel Nachholbedarf. Genau hier wird der Eurozentrismus der Esperanto-Lexik am deutlichsten. Es ist hohe Zeit, dass Geschichte und kulturelle Besonderheiten bzw. Errungenschaften sowie Religionen der überseeischen Länder mehr und exakter in der Esperanto-Lexik reflektiert werden. Dies ist schon deshalb nötig, weil die Internacia Lingvo ja den Anspruch erhebt, kulturelle und literarische Werte gerade der kleineren Länder und Ethnien einem breiten Publikum zu vermitteln.
Auf diesem Feld bleibt noch viel zu tun, aber auch hier sind die Vorarbeiten beträchtlich. So fanden wir u. a. für den asiatischen Bereich bereits vieles lexikographisch dokumentiert. Hier eine Auswahl davon:
(Zu 2) Es ist nach wie vor ein dringliches Desiderat, dass auch das häusliche Milieu (z. B. landestypische Speisen, Nationaltrachten, Wohngegenstände u. Ä.) außereuropäischer Völker, sowie die Benennungen dieser Ethnien und der von ihnen gesprochenen Sprachen umfassender durch die Esperanto-Lexikographie erschlossen werden. Einen richtigen Schritt hat man mit der unlängst publizierten Veröffentlichung «Hejma Vortaro» (Rotterdam 1999) durch eine internationale Arbeitsgruppe unter redaktioneller Leitung von Jouko LINDSTEDT getan. Derartige Bemühungen sollten intensiviert werden. Es kann nicht befriedigen, wenn nur die in Europa gängige Lexik dieser Bereiche im Esperanto reflektiert wird.
Hier wiederum eine Auswahl von asiatischem Wortgut, das sich schon in Esperanto-Lexika verzeichnet findet:
Registriert sind vielfach schon ainoj (die Aïnu: Ureinwohner Japans), batakoj (die Batak: altindonesisches Volk im Innern Sumatras), ĉatnio (Chutney: indische Würzpaste aus Früchten, hauptsächlich Mango), ĉjangoj (die Qiang: eine nationale Minderheit in China [ im Westen der Provinz Szechuan], ĉoko kleine japanische Sake-Tasse [in der Sake (Reiswein) serviert wird], kakemono (Kakemono: japanisches Hängebild [im Hochformat aus Seide od Papier (auf einer Rolle zusammenrollbar)], la minankabaŭa lingvo (das Minangkabau: eine indonesische Regionalsprache in Sumatra), obio (Obi: ein [kunstvoller] breiter Gürtel, der zum Kimono getragen wird), tatamo (Tatami: a) Bodenmatte im japanischen Wohnhaus [ihre Größe ist genormt, daher in Japan auch als Flächenmaß für Wohnraumgröße gebraucht] b) <Judo> elastischer Bodenbelag der Wettkampffläche), toĥaroj (Tocharer, chines. Jüe-dschi: ein indo-skythisches Volk, das im 2. Jh. v. Chr. aus der heutigen Provinz Gansu in Etappen nach Sodiana einwanderte), trepango od tripango (Trepang, getrocknete Seegurke).
(Zu 3) Flora und Fauna in Übersee differieren in besonderer Weise von Pflanzen- und Tierwelt Europas. Wenn tilio (Linde) oder betulo (Birke) und merlo (Amsel) oder alaŭdo (Lerche) zu den Worten gehören, die jedes Kind in Europa kennt, so sind diese Bäume und Vögel für einen Indonesier «Exoten», er kennt sie nicht. Statt dessen sind für ihn andere Pflanzen und Tiere umgangssprachliche Alltäglichkeit, etwa «buah manggis» (Mangostane od Mangostanapfel ð mangostano) oder «kancil» (Zwerghirsch [Tragulus napu]) ð tragolo).
Abschließend ist jedenfalls noch darauf hinzuweisen, dass in einem modernen bilingualen Esperanto-Wörterbuch darauf geachtet werden sollte, außereuropäische Lexik ausführlich darzustellen, d. h. das entsprechende deutsche Äquivalent kurz zu erläutern.
Als Beispiel: Sakar_o Sakkara (n), arab. Saqqara: ägypt. Dorf westlich der Ruinen von Memphis, eine der ausgedehntesten Nekropolen Ägyptens
Esperanto hat die Potenzen tatsächlich eine Internacia Lingvo zu werden, vorausgesetzt es nutzt auch die lexikalischen Schätze der Sprachen Asiens und Afrikas.
Bibliographie
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