Previous PageTable Of ContentsNext Page

Hans-Burkhard Dietterle

Johannes Dietterle -

Organisator der wissenschaftlichen Arbeit für Esperanto

Resumo

Johannes Dietterle - organizanto de scienca laboro por Esperanto

La nomo de d-ro Johannes Dietterle, gvidanto de la 'Reĝa Saksa Esperanto-Instituto' (SEI) kaj 'Esperanto-Instituto de la Germana Regno' (GEI) de 1916 ĝis 1932, estas ligita kun periodo de plivastigo kaj pliintensigo de scienca laboro por Esperanto. La programo de tiu centra oficejo por la germanaj Esperanto-organizoj, prezentita de Dietterle en 1918, montris la celon fari Esperanton objekto de sciencaj metodoj kaj de objektiveco same kiel la aspekton de ĝia uzado por egalrajta internacia komunikado. Dietterle kaj la honoroficaj kunlaborantoj de GEI jam baldaŭ havis okazon per sia laboro subteni la preparadon kaj organizadon de kelkaj gravaj internaciaj konferencoj kaj efektivigi ties decidojn pri la uzado de Esperanto en komerco kaj trafiko kaj pri la enkonduko de Esperanto en lernejojn kaj unuopajn sciencojn. La amplekso de novaj taskoj por GEI, kiu rezultis el tiuj konferencoj, staris en evidenta kontrasto al ĝiaj personaj, financaj kaj materialaj rimedoj. Nur kiam la esplormaterialo kaj la spertoj de GEI povis esti uzataj por la scienca kunlaborado kun la 'International Auxiliary Language Association' (IALA), New York, la realigo de multflankaj pedagogiaj kaj lingvistikaj projektoj por Esperanto fariĝis ebla. Ili mondvaste inkludis multnombrajn instruistojn kaj lernantojn. Ankaß la kolega kunlaborado inter Johannes Dietterle kaj la sciencisto Eugen Wüster, kiu publikigis elstarajn lingvosciencajn verkojn pri Esperanto, kontribuis al la realigo de la programoj de GEI. Multnombraj altnivelaj publikaĵoj dokumentis esplorojn kaj eksperimentojn. La komisiono por ekzamenoj de GEI faris grandan kontribuon al progresigo de nova generacio de sciencistoj Esperantistaj.

Abstract

Johannes Dietterle - Organizer of Scientific Work for Esperanto

The name of Dr. Johannes Dietterle, director of the Royal Saxon Esperanto Institute (SEI) and the Esperanto Institute for the German Reich (GEI) from 1916 to 1932, is tied to a period of broader and deeper scientific work on behalf of the language. As the director of what was essentially the headquarters of the German Esperanto organisations, Dietterle presented an action plan in 1918 which included the goal of submitting Esperanto to objective scientific inquiry, as well as using it to promote more equitable international communication. Together with a team of volunteers, Dietterle soon embarked on organising a number of international conferences on the use of Esperanto in commerce, transport, and science, as well as on the introduction of Esperanto into schools. However, the work involved soon proved to be too much for the GEI's limited personal, financial and material resources. Only when the Institute's research material and experience could be combined with the resources of the New York-based International Auxiliary Language Association (IALA) did it become feasible to organise, within a short space of time, a number of wide-ranging educational and linguistic experiments on Esperanto. Another successful partnership was that between Dietterle and the scientist Eugen Wüster, the author of several important linguistic works on Esperanto. Research results were published in a number of outstanding reports. Also of importance was the GEI Commission on Examinations, which helped to develop a new generation of Esperanto-speaking scientists and researchers.

Prof. Dr. phil. Johannes Dietterle, der Leiter des Königlich-Sächsischen Esperanto Institutes (SEI) bzw. des Esperanto-Institutes für das Deutsche Reich (DEI) von 1916 bis 1932, hatte nach seinen Examen in Theologie und Pädagogik als Pfarrer in Burkhardswalde b. Pirna und später als Oberstudienrat an einer Höheren Schule in Leipzig gearbeitet. Seine in dieser Zeit geleistete wissenschaftliche Tätigkeit auf historischem und literaturgeschichtlichem Gebiet hatte er dabei als seinen "eigentlichen Beruf" bezeichnet und versichert, dass sie ihm "viel Befriedigung" gewährt hätte (vgl. Dietterle/Wüster 1921-1931).

Ausgangspunkt für seine wissenschaftliche Profilierung war seine Promotion zu einem kirchengeschichtlichen Thema (Dietterle 1893). Die mit der Dissertation erreichte Aufmerksamkeit der Fachkreise ermutigte ihn, die Thematik der Promotion in den folgenden Jahren noch umfassender zu behandeln und weitere Themen der Kirchenpraxis aufzugreifen (Dietterle 1898; 1903-1907; 1907). Seine wissenschaftliche Tätigkeit lässt sich aber auch auf anderen Fachgebieten nachweisen, wie z.B. zur Heimat- und Literaturgeschichte (vgl. Dietterle 1900; 1912) sowie zur Philosophie.

Sein großes Engagement für Esperanto ist deshalb nicht zufällig entstanden, sondern war im Ergebnis der Entwicklung seines Berufslebens und auf der Suche nach wissenschaftlicher Betätigung herangereift. Ausgehend von seinem Studium hatte er sich bereits mit den Fragen der Welthilfssprache Volapük beschäftigt. Obwohl dieses Projekt gescheitert war, verfolgte er auch weiterhin die Entwicklung der Sprachprojekte. Als er dann von dem Weltkongress der Esperantobewegung (UK) 1908 erfuhr, kam er als Beobachter nach Dresden und war sehr erstaunt, dass Esperanto bereits große Fortschritte aufweisen konnte und die "Esperantisten aller Länder sich mühelos verständigten" (Dietterle 1928d: 162).

Nach dem UK lernte Johannes Dietterle Esperanto und wurde unverzüglich Mitglied des Deutschen Esperanto-Bundes (D.E.B.). Seine Mitarbeit war von Anfang an so qualifiziert, dass er bereits 1909 beim Deutschen Esperanto-Kongress (DEK) in Gotha in den Beirat des D.E.B. gewählt wurde. Ein Jahr später hat er bereits einen Vortrag zu Fragen der Einführung von Esperanto in den Schulen gehalten (Dietterle 1910). Es bereitete ihm große Freude, die von den "hellen Sachsen" erreichten Fortschritte für Esperanto weiter auszubauen (vgl. Dietterle 1928d). In der Leitung des Sächsischen Landesverbandes, in der Leipziger Esperanto-Liga sowie im Königlich-Sächsischen Esperanto-Institut (SEI) wurde er zu einem der kreativsten ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Seine Leistungen wurden 1914 durch die Übertragung der Leitung des Lokalen Kongresskomitees beim DEK in Leipzig gewürdigt. Auf Vorschlag von Dr. Albert Schramm, dem Leiter des SEI, wurde ihm im gleichen Jahr sogar die Übernahme der kommissarischen Leitung des Institutes angetragen und er erklärte sich dazu auch sofort bereit, um an die Verwirklichung seiner Ideen für die Entwicklung der Esperanto-Bewegung zu gehen. Ein Schwerpunkt war für ihn dabei, die erkennbaren Defizite bezüglich der wissenschaftlichen Untermauerung der Strategie, der Organisation und der Werbearbeit zu beseitigen.

Erste wissenschaftliche Untersuchungen von Johannes Dietterle zu Grundfragen von Esperanto erschienen bereits 1916 mit Recherchen zur Geschichte der Weltsprachenbewegung (Dietterle 1916; 1917a; 1921d). Auch für die Organisation und Durchführung der Werbearbeit für Esperanto verlangte er wissenschaftliche Grundlagen: "Wir müssen unserer Propaganda ernsthaften Charakter verleihen, wenn wir den wissenschaftlichen Anforderungen von Esperanto gerecht werden wollen." Dabei war für ihn eine von "Fleiß und Hingabe" getragene "gute Organisation die Grundlage jeder großzügigen Werbearbeit" Dietterle 1917c: 61). Es galt jedoch "nicht nur zu sagen, was zu tun ist, sondern auch zu zeigen, wie es getan werden kann" (Dietterle 1917c: 74). Auch könnten und sollten Esperantisten nicht auf Hilfe hoffen, sondern nach der Devise Hodlers handeln: "Nicht weil die Regierungen uns unterstützen, werden wir stark sein, sondern weil wir stark sind, werden uns die Regierungen beachten." (Dietterle 1928d: 75)

Konkrete Vorschläge für Grundlagen der Werbearbeit betrafen zunächst die Prüfung der Qualität von Lehrbüchern und Werbeschriften, die Auflistung geeigneter Personen für den Esperanto-Unterricht und die Werbearbeit, die Erfassung von 'Vertrauensmännern' für die Zusammenarbeit des Institutes mit Verbänden und Gruppen, die Ausdehnung der Organisationsarbeit auf die Provinzen Deutschlands, regelmäßige Mitteilungen an die Presse, die Herausgabe einer 'Esperanto-Realenzyklopädie', die Gewinnung einer Verlagsbuchhandlung, die Erhöhung der Informationsqualität des 'Bundesblattes' und vor allem die Kräftigung der Finanzlage durch die 'Geldopfer' des Einzelnen und die Gewinnung von Sponsoren (vgl. Dietterle 1917b; 1917c).

Er veröffentlichte in den folgenden Jahren noch zahlreiche weitere Untersuchungen zu den Fragen der Werbearbeit für Esperanto, die für alle Esperantisten eine vorzügliche Anleitung zum Handeln wurden und wertvolle Argumente für die Propaganda lieferten (Dietterle 1918a; 1921a; 1930a; 1930b).

In Übereinstimmung mit Dr. Albert Steche und dem Direktorium wurde 1917 beim SEI eine wissenschaftliche Abteilung gegründet, die Johannes Dietterle leitete. Sie sollte der Ausgangspunkt für eine zentrale Einrichtung in Deutschland werden, "von der aus die wissenschaftliche Arbeit für und in Esperanto planmäßig angeregt, geleitet und gefördert wird", und sollte dafür sorgen, dass Esperanto generell ein Gegenstand wissenschaftlicher Methoden und Objektivität wird (Dietterle 1919: 6). Im Prinzip waren in ihrem Programm die Vorarbeiten für sprachwissenschaftliche Experimente im Rahmen pädagogischer, soziologischer und sprachwissenschaftlicher Untersuchungen in Ansätzen zu erkennen (vgl. Dietterle 1917d; Steche 1920).

Er war der Überzeugung, dass es nicht an Leuten fehlte, die in diesem Sinne mitarbeiten könnten und wollten. Bisher aber wären die Kräfte bei der Arbeit viel zu sehr zersplittert gewesen. Ungenügende Erfolge hätten freilich dazu geführt, dass sich mancher wieder zurückgezogen hätte, weil er erkannte, dass nur eine zentralisierte Arbeit Erfreuliches zeitigen könnte (vgl. Dietterle 1917d).

Da Johannes Dietterle "nicht das geringste Verständnis für diejenigen 'samideanoj'" hatte, die "bis nach dem Krieg warten" wollten, gelang es ihm schon Anfang des Jahres 1918, Vertreter von deutschen Esperanto-Verbänden erstmals zu einer umfassenden Beratung zusammenzuführen, die als 'Kriegsberatung' in die deutsche Esperanto-Geschichte eingegangen ist. Hier konnte er sein Konzept für das auf alle deutschen Provinzen zu erweiternde Institut vortragen (vgl. Dietterle 1917c: 61).

Das SEI sollte die "in jeder Beziehung neutrale Zentralstelle für die Esperanto-Verbände Deutschlands zur Bedienung von Behörden, Firmen (darunter auch internationale Messen) und Einzelpersonen" sein. Neben der Propaganda für Esperanto, dem Prüfungswesen, den Auskünften und Beratungen für Esperanto-Organisationen und der Unterstützung der Esperanto-Schulen und -kurse sollte es vor allem Aufgaben auf wissenschaftlichem und statistischem Gebiet bearbeiten. Im Ergebnis der Beratung erhielt das SEI von den anwesenden Vertretern der Esperanto-Verbände den Auftrag, die nötigen Schritte einzuleiten (vgl. Dietterle 1916-1930; 1918b; 1918c; 1919; 1920a; 1920c; 1920d; 1921e; 1922a; 1922g; 1923b; 1926b; Steche 1932).

Die Zustimmung der Vertreter der Landesverbände beflügelte ihn und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter. Im Vertrauen auf das, "was in den letzten Jahren trotz des Weltkrieges mit allen seinen Hindernissen von wenigen Kräften geleistet wurde", gab es eine "Aufbruchstimmung" und sie sollte umfassend genutzt werden. Seine Begeisterung veranlasste ihn sogar auszurufen: "Es ist eine Lust zu leben! Nach langer Zeit scheinbar vergeblichen Ringens sehen wir in der Ferne die Morgenröte des Tages, der unserer Sache den Sieg bringt." Er war überzeugt, dass das neue Jahr 1921 "eine neue große Aufwärtsbewegung" bringen würde. Darauf deutete, wie er sagte, insbesondere auch "die nur noch ernsthafte Beachtung, die Esperanto heute überall auch bei den Behörden aller Länder findet" (Dietterle 1920a: 28 u. 30).

Die Größe dieser Zielstellungen des Institutes stand jedoch in krassem Gegensatz zu dessen personellen, finanziellen und materiellen Mitteln. Da es lediglich aus einem Leiter, einer Sekretärin und einigen ehrenamtlichen Mitarbeitern bestand, wird verständlich, dass Johannes Dietterle nur durch Unterstützung bzw. Mobilisierung von Mitstreitern aus der Esperanto-Bewegung, durch Zusammenarbeit mit Fachinstitutionen und durch Engagement von Wissenschaftlern, die den Kontakt zur Esperanto-Bewegung suchten, seine Vorhaben realisieren konnte.

Wissenschaftliche Einrichtungen und Sprachexperten mieden jedoch diesbezügliche Themen, so dass für die Umsetzung des Programms ein ungünstiger Start bevorstand.

Nur beim International Research Council in England kam es 1919 zur Gründung des von Frederick Cottrell geleiteten Committee on International Language, das in der Folgezeit bei wissenschaftlichen Institutionen und Hochschuleinrichtungen für die Aufnahme von systematischen Forschungen geworben hat. Ergebisse wurden jedoch erst 1924 mit der Gründung der International Auxiliary Language Association (IALA) in den USA sichtbar (vgl. Blanke 1985: 168; Dietterle 1928b).

Johannes Dietterle gehörte zu einer Gruppe führender Esperantisten, die in der Organisation nationaler und internationaler Esperanto-Konferenzen mit unterschiedlicher Thematik eine Chance sahen, mit Esperanto stärker als bis dahin in die Öffentlichkeit zu treten, die Funktionsfähigkeit und den praktischen Nutzen der Sprache zu demonstrieren sowie reale Entwicklungsziele zu erläutern.

Schon für den UK in Den Haag 1920 versuchte er anhand statistischer Erhebungen über die Anwendung von Esperanto in der Wirtschaft nachzuweisen, dass das Interesse an Esperanto wuchs und dass es notwendig wurde, inner- und außerhalb der Esperanto-Bewegung gründlich über weitere erforderliche Schritte zu beraten (Dietterle 1920b).

Gleichzeitig hatten Beschlüsse über Untersuchungen zum Weltsprachenproblem, die beim 1920 gegründeten Völkerbund in Genf gefasst wurden, die Öffentlichkeit aufmerksam gemacht und Behörden wie auch einzelne Fachinstitutionen veranlasst, tätig zu werden (Steche 1921).

Dr. Inazo Nitobe, Vize-Generalsekretär des Völkerbundes, hatte zu diesem Zweck Kontakte zu Edmond Privat, Vize-Generalsekretär der Universala Esperanto-Asocio (UEA), und Prof. Pierre Bovet, Direktor der Schule für Erziehungswissenschaft an der Universität J.J. Rousseau in Genf aufgenommen, und im allseitigen Interesse wurde von einer Arbeitsgruppe ein Programm für theoretische und praktische Forschungen zu Esperanto entworfen.

Beim UK 1921 in Prag konnte unter Teilnahme dieser Arbeitsgruppe die Vorbereitung einer Internationalen Konferenz für die "Einführung von Esperanto in die Schulen" für das Jahr 1922 in Auftrag gegeben werden, die zur Verdeutlichung des Entwicklungsstandes von Esperanto und zur Erörterung von Vorschlägen für pädagogische Forschungen und Experimente beitragen sollte (Dietterle 1922e).

Johannes Dietterle wurde auf Grund seiner wissenschaftlichen Vorarbeiten zu einem der aktivsten Organisatoren der Konferenz in Genf und trat auch als Sprecher der anwesenden Esperantisten auf. Er hielt eines der Hauptreferate über Organisation und Methoden des Unterrichts für Esperanto. Seine dabei vorgelegten langjährigen statistischen Erhebungen zum Entwicklungsstand der Esperanto-Bewegung sollten sich als eine wichtige Grundlage des für Esperanto so erfolgreichen Verlaufs der Konferenz erweisen. Die Statistik wies 1921 z.B. in deutschen Esperanto-Verbänden 258 Gruppen sowie ca. 1600 Sprachkurse mit 40000 Teilnehmern aus. Esperanto-Unterricht, vorwiegend fakultativ, erfolgte in 123 Schulen. Die vorgelegten Fakten, aber auch die Anwendung von Esperanto als alleinige Konferenzsprache ergaben eine wirkungsvolle Werbung.

In einem Beschluss der Konferenz wurde dem Völkerbund die Bitte übermittelt, die Mitgliedsstaaten zu beauftragen, sich mit dem Problem der Einführung von Esperanto in die Schulen und der Auswertung bereits vorliegender Erfahrungen im Sekretariat zu beschäftigen. Es wurden Kommissionen zur "Überwachung der Einführung von Esperanto in die Schulen und zur eingehenden Berichterstattung" berufen (Dietterle 1921b; 1921c; 1922b; 1922c; 1922e; 1922f; 1922h; 1922i; 1922j; 1922-1923; 1923a; Steche 1922: 107).

Für die deutschen Esperantisten war es besonders wichtig, dass die aufmerksam gewordenen deutschen Behörden im Ergebnis der Konferenz für die Gründung des Esperanto-Institutes für das Deutsche Reich endgültig gewonnen werden konnten (vgl. Dietterle 1922d).

Gleichzeitig wurden auch die Wege geebnet für die Vorbereitung und Durchführung weiterer Esperanto-Konferenzen bzw. zur Beteiligung an Fachkonferenzen mit dem Ziel der Beratung über Esperanto, der Veranschaulichung der Nützlichkeit von Esperanto und der Intensivierung der wissenschaftlichen Arbeiten. Die wichtigsten waren: Für Handel und Verkehr 1923 in Venedig, für Radiophonie 1924 in Genf, für den Radioamateurfunk 1925 in Paris, für Wissenschaft sowie für Handel und Wirtschaft 1925 in Paris, für Frieden und Schule 1927 in Prag, für 'Interreligion' und Frieden 1928 in Den Haag und für Tourismus und Reklame 1929 in Frankfurt. Auch die UK wurden ab 1925 durch die Einführung der Sommer-Universitäten für die stärkere Vermittlung von wissenschaftlichen Ergebnissen und Diskussionen der zukünftigen Aufgaben genutzt (vgl. Dietterle 1929b).

Bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Konferenzen war Johannes Dietterle in den meisten Fällen stark engagiert und ständig bemüht, das gewachsene Interesse der Öffentlichkeit für die Erweiterung der Aktivitäten des Institutes auszunutzen.

Eine statistische Erhebung von Dietterle wies 1928 weltweit 126500 Esperantisten aus, die in ca. 100 Ländern und ca. 7000 Orten lebten. Ca. 40000 waren Mitglieder von Esperanto-Organisationen mit ca. 1800 Gruppen. Es wurde vermutet, dass die tatsächlichen Zahlen infolge der unvollständigen Rückinformation um das Dreifache höher waren (vgl. Dietterle 1926c; 1927a; 1928e).

Zu beobachten war jedoch, dass nach einigen Jahren die Beteiligung der Esperantisten an den Konferenzen trotz offensichtlicher Erfolge wieder abnahm. Besonders deutlich wurde dies beim Weltkongress der 'Weltföderation der Pädagogischen Verbände' 1929 in Genf und bei der Internationalen Konferenz für 'Neue Erziehung und Bildung' 1929 in Helsingör/Helsingborg.

Wieder hatte Johannes Dietterle durch intensive Werbung versucht, Esperanto-Lehrer für die Teilnahme zu gewinnen und die Einbeziehung von Esperantothemen in die Tagesordnungen zu sichern. Doch das Ergebnis war sehr bescheiden. In Genf gelang es zwar, bei ca. 60 anwesenden Esperantisten aus 11 Ländern einige Diskussionsrunden zu organisieren, es wurde auch "eine dem Weltsprachengedanken günstige Resolution" gefasst, aber in der Tagesordnung wurden die Beiträge zu Esperanto schon in den Hintergrund gedrängt (Dietterle 1929b: 160). Noch ungünstiger war die Situation in Helsingör. Nur 18 Esperantisten waren anwesend, Esperanto fiel als Konferenzsprache aus und in der Tagesordnung spielte Esperanto fast keine Rolle mehr. Johannes Dietterle vermerkte dazu, es wäre immerhin erfreulich gewesen, dass es wenigstens an "platonischen Zustimmungen" in beiden Konferenzen nicht gefehlt hätte (Dietterle 1929b: 161).

Im Ergebnis der Konferenzen war das Ansehen der Esperanto-Bewegung zwar bedeutend gewachsen, doch die angestrebte "Beachtung durch die Regierungen" erfolgte nur in sehr bescheidenem Umfang. Der Völkerbund, in dem zeitweilig eine günstige Einstellung zu Esperanto vorhanden war, zog sich schon 1924 nach einer Resolution, die hauptsächlich die Nutzung von Esperanto im Telegrafenverkehr betraf, aus den Untersuchungen zurück, die Regierungen gestatteten nur vereinzelt fakultativen Unterricht und finanzielle Zuschüsse flossen kaum noch. Dennoch war die Existenz der Sprache und ihre prinzipielle Eignung nicht mehr zu leugnen, aber in ihrem weiteren Vorwärtskommen waren die Esperantisten weitgehend auf Selbsthilfe angewiesen.

Freilich hatten sich neben den Beratungen in Konferenzen, Kommissionen und Arbeitskreisen auch beachtliche Aktivitäten in der Lehrerschaft und in den Schulen herausgebildet. Dennoch sah sich Johannes Dietterle gezwungen, immer wieder an das Engagement und die Disziplin der Esperantisten zu appellieren, da er eingestehen musste, dass auch Mängel und Schwächen in der Bewegung selbst einen schnelleren Fortschritt verhinderten. Disziplin, das war für ihn "Sinn für das Ganze, Sichfügen in das Ganze und zugleich Selbstzucht, Ordnungssinn, Pünktlichkeit sowie Gewissenhaftigkeit" (Dietterle 1923c: 54). Solche Tugenden waren unbedingt erforderlich, da noch "ein langer Kampf gegen die Macht des Vorurteils und der Faulheit, gegen Gleichgültigkeit und bösen Willen" bevorstehe (Dietterle 1923c: 57).

Unterstützung für Esperanto kam in dieser Zeit aus den USA. Dort war ausgehend von den erwähnten Bemühungen von Cottrell 1924 eine wissenschaftliche linguistische Institution, die International Auxiliary Language Association (IALA), gegründet worden. Als die Ehrensekretärin dieses Verbandes, Mrs. Alice V. Morris, erstmals 1925 beim UK in Genf auftrat und das Programm der Gesellschaft darlegte, reagierten die führenden Gremien der Esperanto-Bewegung sehr zurückhaltend auf ihren Vorschlag, das Weltsprachenproblem in die Bereiche 'Forschung' und 'Praktischen Gebrauch' zu teilen und ihr Arbeitsprogramm zu unterstützen.

Die Esperantisten hielten dagegen, dass die beste Sprachforschung vom praktischen Gebrauch abhinge. Der zuverlässigste Weg zur Beschleunigung der Weltsprachenbewegung sei deshalb die "Propaganda von Esperanto als einzige Hilfssprache und die Übertragung der Aufgaben zur Bestätigung, zum Studieren der Entwicklung und zur Bereicherung von Esperanto auf die sprachliche Autorität der Esperanto-Akademie" (Courtinat 1965: 583). Johannes Dietterle vermerkte im Geschäftsbericht, dass sich die Esperantistenschaft den Entscheidungen der IALA "trotz der ausgesprochenen finanziellen Verheißungen" nicht anvertrauen konnte und vermutete, dass es sich offensichtlich nur um eine "private Organisation einiger Amerikaner" handelte, die als "kulturelle Wohltäter" auftreten wollten (Dietterle 1916-1930).

Doch der bei den Beratungen in Genf überzeugend dargelegte Entwicklungsstand der wissenschaftlichen Arbeiten für Esperanto veranlasste die IALA das Forschungsprogramm zu überdenken, auf eine gemeinsame Arbeitsplattform einzulenken und vor allem das im DEI, im Institut J.J. Rousseau und in anderen Instituten vorhandene Untersuchungsmaterial zu nutzen. Auf dem UK 1927 in Danzig, an dem A. Morris teilnahm, herrschte dann auch schon eine entspannte Atmosphäre zwischen ihr und ihren europäischen Partnern. Auch Johannes Dietterle räumte ein, dass durch "die unerwartete Aufgabe" einer Zusammenarbeit im Rahmen des Programms von IALA, das bereits mit dem Institut J.J. Rousseau koordiniert worden war, die "erfolgreichste" Wirkung für Esperanto erzielt werden könnte (Dietterle 1928d: 164). Die gewachsene Sympathie kam am besten in seiner Aussage zum Ausdruck, dass die Stunden mit Mrs. Morris zu den "interessantesten und fruchtbringendsten" in seinem Leben gehörten (Dietterle 1928b: 13).

Die Ziele der Forschungsarbeiten der IALA waren in den Themenkreisen Bildungsforschung, Sprachforschung und Soziologische Forschung zusammengefasst. Es sollte kein neues Hilfssprachenprojekt entwickelt werden, sondern man wollte die vorhandenen Projekte evaluieren und das beste für die Verbreitung in der Welt empfehlen.

Für einen unverzüglichen Start wurden die auf den erwähnten Konferenzen erzielten Ergebnisse und die bis zu diesem Zeitpunkt von Johannes Dietterle veranlassten Untersuchungen und statistischen Erhebungen wichtige Grundlagen. Durch die Übertragung der Leitung des Arbeitskreises Kunlaborado für die Zusammenarbeit zwischen der IALA, dem Institut J.J. Rousseau und dem DEI an Johannes Dietterle wurden seine wissenschaftlichen Vorarbeiten gewürdigt und ihm die Möglichkeit gegeben, viele seiner bis dahin als unrealisierbar erschienenen Vorhaben in Gemeinschaftsarbeit fortzusetzen bzw. in Angriff zu nehmen.

In Publikationen mit detaillierten Anleitungen zum Handeln wandte sich Johannes Dietterle vor allem an alle bereits für Esperanto interessierten Lehrer. Dies bedeutete aber zugleich, die Verbindung zwischen Lehrern, Schulklassen und zu Schülern weltweit herzustellen und dadurch die Aneignung und die Anwendung von Esperanto zu beschleunigen sowie die wissenschaftlichen Forschungen und Experimente zu fördern. Das DEI stellte für das zu diesem Zweck von der IALA in Berlin unterhaltene Korrespondenzbüro zur Herstellung weltweiter Kontakte eine Fachkraft zur Verfügung (vgl. Dietterle 1927c; 1928a; 1928b; 1928c; IALA 1931).

Über eine Arbeitskommission der Tutmonda Asocio de Geinstruistoj Esperantistaj (TAGE) kam es schließlich zu einem Zusammenschluss der vielen beteiligten Institutionen und Personen, die monatlich in einer von Johannes Dietterle in Riesa abgehaltenen Konferenz Auswertungen durchführten und das weitere Vorgehen absprachen. Dietterle konnte daher feststellen, dass tatsächlich alle Fäden der wissenschaftlichen Arbeit, national wie international, im DEI zusammenliefen und eine gewaltige Arbeit zu bewältigen war (Dietterle 1916-1930).

Johannes Dietterle fand sich durch diese Entwicklung in der festen Überzeugung bestätigt, dass Esperanto und die Schule bzw. Esperanto und die Lehrerschaft in der kommenden Zeit eine besondere Rolle spielen würden und erwartete von der Gemeinschaftsarbeit die bis dahin größten Erfolge für Esperanto (vgl. Dietterle 1928d).

Die pädagogischen Experimente bezüglich der Durchführung des Esperanto-Unterrichts in Schulen und mittels Kursen, die Organisierung von weltweiten Korrespondenzen zwischen Esperantisten und andere Zielstellungen zeigten bereits nach kurzer Zeit beachtliche Ergebnisse. So wurden 1932 z.B. ca. 1000 Schulen in 37 Ländern mit Esperanto-Unterricht (vorrangig fakultativ) erfasst. Ca. 7600 Lehrer in 62 Ländern gab es, die mit Esperanto vertraut waren. Im Korrespondenzbüro hatten sich 196 Lehrer aus 29 Ländern registrieren lassen, um Gedanken und Erfahrungen über pädagogische Probleme in Esperanto auszutauschen. Ca. 8000 Kinder hatten ihre Adressen angegeben, um mit Lehrern und Schülern in Briefwechsel zu treten (vgl. Dietterle 1929a; 1929c; 1929d; IALA 1932).

Bei seinen Bemühungen um die Förderung wissenschaftlicher Arbeit ergaben sich für Johannes Dietterle auch zufällige Verbindungen, die großen Einfluss auf die Entwicklung von Esperanto haben sollten. So wandte sich Eugen Wüster, in "einem Alter, wo die meisten sich erst eine wissenschaftliche Arbeitsweise aneignen", als Verfasser ausgezeichneter Publikationen zu Esperanto an Johannes Dietterle mit der Bitte um Unterstützung bei ihrer Drucklegung im Verlag Ferdinand Hirt & Sohn (vgl. Dietterle/Wüster 1921-1931).

Johannes Dietterle erkannte schon beim ersten Kontakt mit Eugen Wüster dessen außergewöhnliche Persönlichkeit und hervorstechende Begabung, die der wissenschaftlichen Arbeit für Esperanto entscheidende Impulse geben würde. Er bemühte sich deshalb umgehend, ihn auch für die Mitarbeit im DEI zu gewinnen.

Als Prüfungskommissar hat Eugen Wüster dann auch lange Zeit gewirkt, in der Zeitschrift Scienca Revuo übernahm er die Schriftleitung für Esperanto und Terminologie und in Berliner Esperantogruppen hat er aktiv gearbeitet. Einige Zeit war er Mitglied des Direktoriums des DEI (vgl. Dietterle/Wüster 1921-1931). Für die Mitarbeit im Lingva Komitato konnte er aber nicht gewonnen werden.

Diese Ablehnung wird verständlich, wenn man die schwierige persönliche Situation in Betracht zieht, in die Eugen Wüster mittlerweile gekommen war. Einerseits fühlte er sich, vor allem wegen seines kollegialen Verhältnisses zu Johannes Dietterle, verpflichtet, Esperanto weitgehend zu helfen, andererseits war er aber über die Verhältnisse in der Esperanto-Bewegung tief enttäuscht, zumal seine wissenschaftlichen Arbeiten von der Mehrzahl der Esperantisten nur ganz geringe Anerkennung erfuhren. Auch die unablässige Erläuterung seiner wissenschaftlich bahnbrechenden Arbeiten durch Johannes Dietterle auf Beratungen und Kongressen sowie die Aufforderungen zu dessen Unterstützung brachten keine Veränderung der Unterschätzung seines Werkes in der Esperanto-Bewegung.

Schon 1923 kam Johannes Dietterle gegenüber Eugen Wüster zu der Feststellung: "Sie haben ganz recht, wenn Sie sagen, dass Sie sich jetzt mit einer wissenschaftlich vor der Hand aussichtslosen Sache beschäftigt haben. Sie ist wissenschaftlich aussichtslos für Sie, objektiv aber bleibt der wissenschaftliche Wert dessen, was Sie geleistet haben, und wird sich hoffentlich immer mehr auswirken." Er bedauerte im Zusammenhang mit der Herausgabe des Enciklopedia Vortaro (EV), dass, wie er schrieb, die "jetzige Generation den Wert der gigantischen Arbeit von Eugen Wüster, die zukünftig das unverzichtbare Fundament aller neuen wissenschaftlich zu bearbeitenden Wörterbücher sein wird, absolut ungenügend hoch" einschätze. Selbst bei einem bedeutenden Esperantisten, wie Petr E. Stojan, musste Johannes Dietterle feststellen, dass er "niemals ernstlich an eine gemeinsame Arbeit mit Eugen Wüster" gedacht habe (vgl. Dietterle/Wüster 1921-1931).

Eugen Wüster erklärte folgerichtig 1923 "seine Tätigkeit als Weltsprachler" für beendet. Johannes Dietterle musste diese Absicht mit Bedauern zur Kenntnis nehmen und konnte Eugen Wüster nur bitten, dennoch guten Kontakt zur Esperanto-Bewegung zu behalten, denn er war der vollen Überzeugung, dass dessen Zeit bald kommen möge (vgl. Dietterle/Wüster 1921-1931).

Tatsächlich hat Eugen Wüster jedoch in der Folgezeit die Institutsarbeit immer wieder unterstützt, Kontakte zur Esperanto-Bewegung aufrechterhalten und ganz außerordentlich zu einer Erweiterung der wissenschaftlichen Grundlagen von Esperanto auf den verschiedensten Gebieten beigetragen. Schließlich wurde er ja der Begründer der Esperantologie und seine Forschungen zu Esperanto beeinflussten ganz wesentlich seine terminologiewissenschaftlichen Arbeiten. Für Johannes Dietterle hat er u.a. bei der Zusammenstellung des Originala Verkaro (OV) von Ludoviko Zamenhof seinen gesamten Bibliotheksbestand zur Verfügung gestellt sowie eine Koordinierung des OV zu seinem EV abgesichert (vgl. Wüster 1923-1929).

Sein Promotionsverfahren zum Thema "Internationale Sprachnormung in der Technik" hatte Eugen Wüster 1931 in ständigem Kontakt zu Johannes Dietterle vorbereitet und absolviert, da die Suche nach Gutachtern nur nach umfassender autorisierter Aufklärung zu Esperanto bei den infrage kommenden Wissenschaftlern Erfolg hatte.

Die auf internationalen Konferenzen zu Esperanto erzielten guten Ergebnisse veranlassten Johannes Dietterle, auf die großen Möglichkeiten für die Erhöhung der Wirksamkeit der wissenschaftlichen Arbeit durch Neuorganisierung der nationalen und internationalen Kongresse der Esperantisten hinzuweisen. Seine Anstrengungen für breitere wissenschaftliche Grundlagen veranlassten ihn, "für die Zukunft einen anderen Auf- und Ausbau der Kongresse anzuregen" und dazu konkrete Maßnahmen und Schritte darzulegen, denn, so schrieb er, "unsere Kongresse müssen künftig so gestaltet werden, dass sie insbesondere ensthafte Esperantisten und die eigentlichen Arbeiter befriedigen" (vgl. Dietterle/Wüster 1921-1931). Er betrachtete dabei die sachliche und kreative Tätigkeit auf organisatorisch gut vorbereiteten und durchgeführten Kongressen, die also weitgehend als Arbeitstagungen gestaltet wurden, als wichtigen Faktor für die Festigung und Erweiterung der Esperanto-Bewegung und damit für die Anwendung des Esperanto in der Welt.

Auch die diversen Gremien, in die er berufen wurde, bekamen von ihm immer wieder Hinweise und Vorschläge zur Veränderung der Arbeitsweise, zur Erhöhung der Qualität und Effektivität.

Wissenschaftliche Arbeit für die Entwicklung und Pflege der Sprache nahm bei Johannes Dietterle trotz der vielen anderen Verpflichtungen stets einen hohen Rang ein. Als sich im Verlag Ferdinand Hirt & Sohn in Leipzig die Möglichkeit ergab, eine Esperanto-Fachabteilung zu bilden, entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit und der Verlag wurde zu einem Begriff für hohe Qualität seiner Editionen. Johannes Dietterle fungierte als fachlicher Berater, Lektor und Organisator und bearbeitete zusammen mit dem Leiter der Esperanto-Fachabteilung, Bernhard Kötz, Publikationen, wie die Bände der Serie Mondliteraturo, die Beiträge des Vendreda Klubo oder die Ausgaben des Literatura Informilo, die beispielhaft für Originalliteratur sowie Übersetzungen gewesen sind. Im direkten Kontakt zu Esperantisten beantwortete er Anfragen zu sprachlichen Problemen und begutachtete Veröffentlichungen. Er war auch Übersetzer, Rezensent und Autor (vgl. Dietterle 1921d; 1922k; 1924; 1925; 1927d; 1930a; Glaubrecht 1911; Goldschmidt 1923; Streidt 1922).

Sehr wichtig war für ihn auch die Gewährleistung eines hohen Niveaus der Esperanto-Prüfungen durch die Prüfungskommissionen (Bis 1932 erfolgten 943 'Kapableco'-, 281 Lehrer-, 151 Kursleiter- und 18 'Scienca kapableco'-Prüfungen - vgl. Wunderlich 1933). Der gleichen Kontrolle unterlagen die Esperanto-Lehrbücher und Wörterbücher, denn der Name des Institutes sollte stets eine Bürgschaft für beste Qualität bleiben (vgl. Dietterle 1926b; 1927b).

Als die regulären Rundfunksendungen begannen, bemühte sich Johannes Dietterle schon frühzeitig, dieses neue Medium für die Verbreitung von Esperanto zu nutzen, zumal es dem Institut die Möglichkeit gab, Kurse auf hohem Niveau zu organisieren und breite Schichten einzubeziehen. Er übernahm dabei auch selbst Unterrichtsstunden im Leipziger Rundfunk und veröffentlichte eine Sprachlehre mit Übungsstoff für die Teilnehmer (Dietterle 1926a).

Ein wissenschaftlich arbeitendes Esperanto-Institut war gehalten, dafür zu sorgen, dass es nicht in die Auswirkungen der politischen Spannungen in Deutschland verwickelt wurde. Auch hier erwies sich Johannes Dietterle als äußerst prinzipienfest und hütete die satzungsgemäß festgelegte Neutralität des Institutes mit seiner ganzen Autorität. Diese Haltung hatte wesentlichen Einfluss auf die großen Leistungen und die Ausstrahlungskraft des Institutes auf Esperanto.

Für Johannes Dietterle bestätigte die Entwicklung auch, dass Neutralität "vorteilhaft für Kontakte zum Ausland und zur Arbeiterschaft" war. Neutralität förderte seinen Wunsch, dass der Gedanke einer Welthilfssprache "in allen Ständen und Schichten des Volkes festen Fuß fassen" sollte (Dietterle 1928d). Es war daher selbstverständlich, dass das Institut eine gute Zusammenarbeit mit den Arbeiteresperantisten pflegte und die Vertreter des Arbeiter-Esperanto-Bundes für den deutschen Sprachraum (AEB) ebenso wie von der Sennacieca Asocio Tutmonda (SAT) in das Direktorium einbezog. Er gab freimütig zu, dass "es außerordentlich lebhaft in den Arbeiterkreisen vorwärtsgeht" und wünschte sich von den D.E.B.-Mitgliedern mehr Aktivitäten (vgl. Dietterle/Wüster 1921-1931).

Unter dem Eindruck des im Originala Verkaro bearbeiteten Schriftgutes von Ludoviko Zamenhof wies Johannes Dietterle 1930 in seiner letzten gründlichen Recherche für Esperanto auf dessen Bedeutung als Erzieher hin und forderte, auch die wissenschaftliche Bearbeitung seiner zur interna ideo geäußerten Gedanken nicht zu vernachlässigen und alle Esperantisten damit vertraut zu machen (Dietterle 1930b).

Als Johannes Dietterle, 66-jährig, 1932 von allen seinen Esperanto-Ämtern zurücktrat, war die Bilanz seines Wirkens trotz der vielen Widerstände, gegen die er sich mit seinen Mitstreitern ständig wehren musste, und trotz der Misserfolge, die sich immer wieder einstellten, beachtlich. Das im Esperanto-Institut 1917 übernommene Programm konnte gute Ergebnisse aufweisen. So stellte Dr. Albert Steche fest, dass das Institut unter der Leitung von Johannes Dietterle großen Einfluss auf die ganze internationale Esperanto-Bewegung und Anerkennung seiner Leistungen in der ganzen Welt bekam (Steche 1932). Die Tätigkeit des DEI hat in bedeutendem Maße zur Festigung der Position und Beachtung des Esperanto beigetragen.

Die Funktionsfähigkeit von Esperanto war weltweit nachgewiesen worden. Hunderttausende Esperantisten nutzten sie mehr oder weniger regelmäßig. Die wissenschaftliche Arbeit für Esperanto wurde auf sprachwissenschaftliche Einrichtungen ausgedehnt. Für die Fortsetzung der begonnenen sprachwissenschaftlichen Experimentier- und Forschungsprogramme waren durch die Gemeinschaftsarbeit der IALA mit dem Institut J.J. Rousseau und dem DEI personell und organisatorisch gute Voraussetzungen vorhanden. Eugen Wüster und Ernest Drezen hatten mit der neuen Terminologiewissenschaft unter dem Einfluss ihrer Beschäftigung mit Esperanto ein weites potentielles Anwendungsfeld geöffnet.

Johannes Dietterle veranlassten diese Fortschritte bereits zur Sorge, dass sich daraus, wie er schreibt, "möglicherweise eines Tages eine Lage ergeben kann, die unsere ganze Esperanto-Bewegung mit einem Schlage so vorwärtstreibt, dass wir Mühe haben werden, den neuen Anforderungen Genüge zu leisten, wenn nicht jetzt schon ganz energisch daraufhingearbeitet wird, die genügende Zahl gut vorgebildeter Esperanto-Lehrer zu schaffen" (Dietterle 1928d).

Dabei wusste gerade Johannes Dietterle, dass die sich ständig verschärfende finanzielle Misere des Institutes, die sowohl durch die fehlende Unterstützung seitens der Behörden als auch seitens der deutschen Esperanto-Verbände bedingt war, täglich zur Einstellung der Institutsarbeit führen konnten (vgl. Dietterle 1931; 1932; Schreiber 1933; Wunderlich 1933).

Seine gewaltigen Anstrengungen zur Durchsetzung der Programme des Institutes buchstäblich bis zum letzten Arbeitstag wurden so ein beredtes Zeugnis seiner unbeugsamen Willenskraft und seines ungebrochenen Optimismus bei der Durchsetzung der von ihm übernommenen Aufgaben. Auch nach der Pensionierung wollte er noch weiter beratend und publizistisch tätig sein (vgl. Steche 1932; Dietterle 1933).

Obwohl diese erfolgreiche Periode durch das Verbot aller öffentlichen Tätigkeit für Esperanto in Deutschland und anderen Ländern nach 1936 sowie durch die Auswirkungen des 2. Weltkrieges abrupt beendet wurde, erwies sich der erreichte Entwicklungsstand als wichtiger Garant für die Überwindung der eingetretenen Rückschläge und vermittelte wichtige Anknüpfungspunkte für die Fortsetzung und Qualifizierung der wissenschaftlichen Arbeit für Esperanto durch die folgenden Generationen.

Bibliographie